Na, das ist ja mal was! Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft prüft eine Anzeige gegen Kerbler und Scheck wegen Untreue und Bilanzfälschung. Offensichtlich hat es nach langen Jahren der Geduld einem abgezockten Aktionär nun doch gereicht – laut Artikel aus dem Standard wurde eine Anzeige gegen Günther Kerbler und Friedrich Scheck eingebracht.
In der Anzeige dreht es sich laut Medienberichten u.a. um den von uns heftig kritisierten Kauf von elf angeblich nicht werthaltigen Dienstleistungsgesellschaften durch die conwert (siehe unseren Bericht \”Finales Abzocken in der conwert\”). Der Anzeiger vermutet, dass sich die Ex-Manager der conwert-Gruppe beim Ankauf der Firmen möglicherweise bereichert hätten, weil sie an diesen teils beteiligt gewesen seien. An dieser Stelle darf ich die Staatsanwaltschaft in der Meinungsfindung unterstützen – natürlich haben sich Scheck und Kerbler auf Kosten und zum Schaden der conwert AG und ECO Business Immobilien AG und ihren Aktionären persönlich bereichert. Das ist offensichtlich und für einen interessierten Staatsanwalt anhand der Fakten ganz leicht nachzuvollziehen.
Günther Kerbler soll ein persönliches Vermögen von über 200 Millionen Euro erwirtschaftet haben und verbringt seine Zeit derzeit gerne mit Immobilienprojekten auf den Dominikanischen Inseln. Friedrich Scheck hat, so berichten gewöhnlich gut informierte Quellen, in seiner Zeit bei der ECO so um die 20 Millionen Euro abgezockt haben und soll rund 30 Millionen Euro schwer sein. Da ist schon ein superteurer Porsche mit Wunschkennzeichen drinnen (siehe Bericht hier). Ein ganz erheblicher Teil des Vermögens der beiden resultiert vor allem aus dem Verkauf ihrer \”Managementgesellschaften\” die conwert. Das hat der Anzeiger offensichtlich verstanden. Dabei geht es um die am 25. Oktober 2007 in Wien stattgefundene Hauptversammlung der Conwert angepriesene neue Strategie (siehe im Detail auch unseren Bericht hier):
\”Mit dieser strategischen Neupositionierung stellen wir die Weichen, um unseren Erfolgskurs auch in Zukunft fortzusetzen. Die neue Unternehmensstruktur reflektiert internationale Standards und wird von Anlegern und internationalen Kapitalmärkten favorisiert. Wir stärken unsere Finanzkraft, machen unser Unternehmen attraktiver als jemals zuvor und werden so auch in Zukunft den Kapitalmarkt zur Wachstumsfinanzierung nutzen können. Mit unserer neuen strategischen Ausrichtung und unserer neuen Unternehmensstruktur verfügt conwert über ein einzigartiges und zukunftsweisendes Geschäftsmodell in der gesamten europäischen Immobilienbranche.\”
Diese wortgewandte Formulierung war der Auftakt zu einer der größten Abzockerei der österreichischen Aktionärsgeschichte: in gegenständlicher Hauptversammlung wurde beschlossen, dass die Managementgesellschaften von Kerbler, Scheck und Co um den Preis von 216 Millionen Euro von der börsenotierten conwert angekauft wurden. Festgestellt wurde der Wert von einem angeblich unabhängigen Wirtschaftsprüfer. Auf das Feigenblatt des Wirtschaftsprüfers bezieht sich auch Günther Kerlber in seiner Stellungnahme auf obige Anzeige:
Wir haben nichts Strafbares gemacht, es ist alles von Wirtschaftsprüfern geprüft worden\”.
Dabei vergisst der gute Herr Kerbler, zu erwähnen, dass die Feststellung des Wertes obiger Gesellschaften durch ein Bewertungsgutachten der Wiener Wirtschaftsprüfungskanzlei Kanzlei Houf & Partner, ansässig in der Wagramer Strasse im 21. Wiener Gemeindebezirk im 1 Stock. erfolgte. An dieser Adresse sitzt auch die Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, der damalige Wirtschaftsprüfer der Conwert-Gruppe. Herr Herbert Houf ist zudem seit dem Jahr 2000 auch Partner in der Ernst & Young Steuerberatungs GmbH, einer Schwestergesellschaft der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Die persönliche und geschäftliche Nahebeziehung zwischen dem Transaktionsprüfer, der Kanzlei Houf & Partner, und dem Wirtschaftsprüfer der conwert, Ernst Young, ist ein Paradebeispiel für einen unzulässigen Interessenskonflikt. Daraus resultiert wohl auch konsequenterweise der Umstand, dass der absurd hohe Kaufbetrag von 216 Millionen Euro berechnet, bestätigt und dann von den Aktionären auch akzeptiert wurde. Die Aktionäre waren über dieses Naheverhältnis des Bewerters der 11 Dienstleistungsunternehmen zum Wirtschaftsprüfer des Käufers nicht informiert. Ein Antrag auf Sonderprüfung, der von Anlegerschützer Rasinger gestellt wurde, wurde abgelehnt.
Es zeigte sich in den Folgejahren, was schon beim Erwerb der Managementgesellschaften klar gewesen sein musste. Die hohen Bewertungen, zu welchen die Managementgesellschaften zugekauft wurden, ließen sich auch von wohlwollenden Wirtschaftsprüfern nicht halten. Bereits im Folgejahr mussten Millionenbeträge auf die Wertansätze abgeschrieben werden, alleine auf die ECO Management GmbH entfiel eine Teilwertabschreibung von 12 Millionen Euro im Jahr 2008. Die Umsätze der conwert aus dem \”strategisch wichtigen\” Geschäftsbereich Verwaltung externer Immobilienvermögen blieben von 2007 auf 2010 konstant, d.h. auf dem Niveau zum Zeitpunkt des Erwerbes. Das heißt im Klartext, dass es der conwert nicht gelang, die angekündigten und mit viel Geld erkaufte Strategieänderung umzusetzen.
Dem Wirtschaftsprüfer Ernst & Young ist es wahrscheinlich auch nicht unangenehm aufgestossen, als zum Jahresende 2012 (knapp 5 Jahre später), die in der Hauptversammlung der Conwert am 25. Oktober 2007 zur \”Zukunftsstrategie\” der conwert erklärt wurde aus offensichtlicher Erfolglosigkeit offiziell als gescheitert erklärt wurde und eine Abschreibung von mehr als 114,8 Millionen Euro auf die damaligen Zukäufe der Managementgesellschaften notwendig war (siehe unseren Bericht darüber).
Na und Kerbler und Scheck haben wahrscheinlich mal kurz auf ihr Bankkonto geschielt – und festgestellt: \”Alles noch da\”! und fühlen sich jetzt ungerechtfertigt belästigt von dieser Anzeige. So was aber auch!
Es gab übrigens schon mal eine Anzeige zu diesem Thema von einem Rechtsanwalt in München in Vertretung deutscher Anleger. Diese Anzeige wurde damals niedergelegt, aber vielleicht hat sich ja mit Installierung der Korruptionsstaatsanwaltschaft doch etwas geändert. Dem Wiener Finanzplatz würde es jedenfalls mehr als gut tun.