Der Florian Teichtmeister Skandal ist tatsächlich ein typisches Wiener Phänomen. Zuerst von den Verantwortlichen und Medien verdrängt und als es gar nicht mehr anders ging folgte die zynische öffentliche Empörung. Die ehemalige Lebesgefährtin des Schauspielers, eine Volksschullehrerin, hatte pornografische Darstellungen von Minderjährigen gefunden und Strafanzeige eingebracht.
Bereits 2021 hatten der Standard und die Krone Berichte über behördliche Untersuchungen gegen einen prominenten Schaulspieler wegen häuslicher Gewalttätigkeit und Kinderpornografie gebracht. Ohne Namensnennung aber in der Szene wusste man, dass es sich um Florian Teichtmeister (Bild links) handelte. Sein Arbeitgeber, das Burgtheater hat auf damalige Anfragen nicht konsequent reagiert, dezent weggesehen, den Fall als Privatsache deklariert – und nichts gemacht!
Bis zuletzt hatten sich alle buchstäblich an die Unschuldsvermutung geklammert. Dann folgte diese Woche der Paukenschlag: Teichtmeister wird sich schuldig bekennen, sich im Zeitraum vom Februar 2008 bis August 2021 pornografische Darstellungen Minderjähriger auf zumindest 58.0000 Mediendateien verschafft zu haben. Darüber hinaus soll Teichtmeister an Drehorten auch Photos von minderjährigen Darstellern gemacht und diese mit sexuell anzüglichen Sprechblasen \”angereichert\” haben.
Der Prozess beginnt am 8. Februar. Laut seinem Anwalt Michael Rami werde sich Teichtmeister bei dem Prozess schuldig bekennen. Dabei verwies der prominente Medienanwalt darauf, dass Teichtmeister nur \”digitale Vergehen\” begangen und sich nicht an minderjährigen Menschen vergangen hätte. Er vergisst dabei, zu erwähnen, dass auch für die \”bloße\” Konsumation von Kinderpornos irgendwo auf der Welt Kinder dafür missbraucht werden.
Jetzt überschlägt sich die Wiener Kultur- und Medienszene mit Empörung. Die Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer ordnet eine Prüfung des Falls an. Es stellt sich die Frage, warum trotz des vorhandenen Wissens und der Unschuldsvermutung nicht schon früher präventive Maßnahmen ergriffen wurden? Die Antwort ist, dass Teichtmeister berühmt und offenbar beliebt war. In dieser Kombinatino ist das Wegschauen oder tolerantes Akzeptieren ein Breitensport in den Wiener Szene. Ich nenne es ab jetzt das \”Florian Teichtmeister Syndrom\”.