Die Wiener Zocker-Leser haben in den letzten Monaten sicher schon einen Eindruck von den unfassbaren Immobilien-Transaktionen rund um das Chorherrnstift Kosterneuburg erhalten. Der Handel mit Baurechten auf den Stiftsgrundstücken ist in den letzten 20 Jahren eine der wichtigsten Einnahmequellen der Wiener Wilden gewesen, das Manna des Herrn. Daher haben diese die Stiftsbrüder sicher auch in ihre Gebete eingeschlossen. Als wichtige Macher im Umfeld des Stifts gelten dabei Bernd Michelitsch und sein Partner Martin Cserni.
Die Villa des Herrn
In der Szene der Wiener Wilden berichtet man, dass ohne den Segen und die Vermittlung des tadellos beleumundeten Michelitsch kaum etwas geht mit den Baurechten der Stiftsbrüder. Ab und an verkauft Michelitsch dem Stift dann auch Immobilien mit einem demütigen Aufschlag. Diese werden dann in einer Art Transsubstantion zu einem weiterverkaufbaren Baurecht wobei das Stift selber eher nicht viel Geld macht. Das bleibt regelmäßig im Umfeld des Stifts bei Leuten wie eben Michelitsch.
Die nachhaltig-fromme Partnerschaft manifestiert sich auch in einer herrschaftlichen Villa im 19. Wiener Gemeindebezirk in der Michelitsch wohnt. Errichtet auf einem Stiftsgrundstück selbstverständlich. Der Herr gibts!
Bei kirchlichen Veranstaltungen rund um Klosterneuburg sieht man Michelitsch und seinen Partner Cserni regelmäßig (Bild oben im Hintergrund lächelnd. Vorne Pfarrer Julian Sartorius, LR Dr. Petra Bohuslav, Generalabt Bernhard Backovsky, Dir. Tanja Holzberg). Michelitsch ist zweifellos eine Person des öffentlichen Lebens in Klosterneuburg und Umgebung.
Die guten Optionen
Das beste Geschäft macht Michelitsch aber mit den Optionen die er sich vom Stift auf Baurechts-Grundstücke einräumen lässt. Da sucht er dann Immobilien-Entwickler denen er die Baurechte um teures Geld verkaufen kann. Er übt parallel die Option aus und – der Herr gibts – schon ist er im Geld. Das Stift etwas weniger aber die haben ja den Herrn.
Wir haben uns in mehreren Gesprächen mit Insidern anhand von Verträgen und Unterlagen überzeugen können, dass diese Geschäfte tatsächlich so ablaufen. Die Art und Weise wie die Baurechte des Stifts gehandelt werden bereichert die involvierten Personen zu Lasten der ständig steigenden Wohnpreise. Als sozialen oder auch nur sozialverträglichen Wohnbau kann man das wohl nicht wirklich bezeichnen.
Der Kasernen Fall
Es gibt dann auch Umfaller wie bei der Magdeburg-Kaserne in Klosterneuburg. Die wurde 2015 vom Stift gekauft und als Option an Michelitsch vergeben. Der hat die auch gleich Immobilien-Entwicklern angeboten und soll dabei einen Schnitt von €25 Millionen geplant haben. Das Projekt wurde gerüchteweise über die Weisung des damaligen niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll abgesagt.
Der Token Rausch
Die Stiftsgrundstücke sind auch das zentrale Element im derzeit stattfindenen Initial Coin Offering (ICO) rund um Skender Fani, Peter Kilian und Thomas Wagenhofer. Die wollen damit bis zu €1,2 Milliarden von (gut)gläubigen Investoren einsammeln. Eine Anzeige bei der FMA liegt angeblich bereits vor, da es dafür keine regulatorische Erlaubnis gibt. Michelitsch ist bei diesem ICO nicht dabei. Ob die involvierten Stiftsgrundstücke von ihm vermittelt wurden, das wissen wir (noch) nicht.