Affäre Immofinanz: Des Pudels Kern

Mit der Immofinanz hat am Wiener Straflandesgericht die Aufarbeitung der Immobilien-Zockerei der letzten Jahre begonnen. Bis zum 20. Feber 2013 soll dabei in neuen Verhandlungstagen ein Urteil über den ehemaligen Chef Karl Petrikovics und andere Angeklagte gefunden werden. Den Angeklagten werden vom Staatsanwalt Untreue bzw. auch Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.

Die vorsitzende Richterin Claudia Moravec-Loidolt am zweiten Verhandlungstag unter anderem eine Erklärung dafür, warum Karl Petrikovics unglaubliche 183 Gesellschaftsfunktionen inne hatte und bei rund 150 Unternehmen Geschäftsführer war. \”Das ist im Immobiliengeschäft üblich\”, sagte Petrikovics: Viele der Gesellschaften besaßen nur eine Immobilie oder waren reine Zwischenholdings. die meisten Gesellschaften hatten \”kein Alltagsgeschäft\”. \”Trotzdem hat der Geschäftsführer aber eine Verantwortung\”, sagte die Richterin. \”Richtig\”, sagte Petrikovics.

\"Richterin

Letztlich endeten alle Wege in der Immofinanz-Immoeast-Gruppe bei der Constantia und Petrikovics, stellte die Richterin fest. \”Da kann es Probleme geben, in bestimmten Konstellationen\”, meinte die Richterin und bezog sich auf ein Gutachten. Sie sprach damit das Problem der Mehrfachvertretung von Unternehmen an (potenzielle \”Insichgeschäfte\”). Petrikovics verwies darauf, dass das jahrelang niemanden gestört hätte. Die beiden Immo-Konzerne hätte man auch in CPB-Management-Letter als Töchter dargestellt, obwohl man nur einen Management-Vertrag hatte.

Die Richterin hat mit ihrer Analyse des Pudels Kern getroffen, wie es so schön heißt. Durch Personalunion und Mehrfachvertretungen auf beiden Seiten eines Geschäftes durch dieselbe handelnde Person sind alle Kontrollmechanismen ausgeschalten. Damit wird dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet.

Ähnlich wie bei Immofinanz – nur eine Dimension größer – haben sich auch die Dinge im conwert-Konzern rund um Günter Kerbler und Friedrich Scheck dargestellt. Durch \”bestimmte Konstellationen\”, im Speziellen die Personalunion zwischen der börsennotierten Besitzgesellschaft und den Managementfirmen, konnten sich die handelnden Personen beispielsweise an Provisionen laben, die in keiner wirklich kontrollieren konnte.

Ich würde mir wünschen, dass es gelingt, der derzeit sehr eifrigen Justiz auch  noch die conwert und Eco Business zuzuführen. Mein Buch stellt den Versuch da, diesbezüglich einen Beitrag zu leisten.

 

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